Erst jetzt erfahre ich vom frühen Tod Uwe Polkaehns. Tief betroffen und traurig gehen meine Gedanken zu den Angehörigen, denen der Tod diesen großen Menschen genommen hat. Mit großer Dankbarkeit denke ich an viele gemeinsame Stunden in den vergangenen Jahren: die jährlichen Begegnungen zwischen Gewerkschaften und den Kirchen in Norddeutschland haben wir über eine lange Zeit gemeinsam verantwortet und gestaltet. Ich habe Uwe Polkaehn kennen- und schätzen gelernt als einen Menschen mit einem klaren Wertekompass, der mit seiner Menschenfreundlichkeit und Empathie überzeugen konnte und andere mitzunehmen wusste. Sein Einsatz für gewerkschaftliche Anliegen war immer ein Einsatz für die Gesellschaft insgesamt. Arbeit war für Uwe Polkaehn stets mehr als Erwerbstätigkeit. Arbeit war immer das Recht an Teilhabe, an der Gestaltung des Zusammenlebens; hatte immer etwas zu tun mit der unantastbaren Würde jedes einzelnen Menschen. Uwe Polkaehn hat dafür gestritten, das der Graben zwischen Arm und Reich in dieser Gesellschaft nicht als Normalfall hingenommen werden kann, sondern überwunden werden muss. In unseren gemeinsamen Stellungnahmen zu Themen des sozialen Miteinanders war immer Uwe Polkaehns Einsatz für Würde und Teilhabe deutlich zu erkennen. Ich habe ihm viel zu verdanken: seine Klarheit, die stets gepaart war mit freundlicher Zugewandtheit, der Bereitschaft, zuzuhören und das Gemeinsame zu betonen, haben viel bewegt. Uwe Polkaehn war stets streitbar; aber zugleich haben sein feiner Humor und sein Respekt vor dem Anderen, der Anderen den gesellschaftlichen Dialog über Grenzen hinweg lebendig und belastbar gehalten. Wir haben in unserer Zusammenarbeit immer wieder die gemeinsam zu tragenden Verantwortung für die Menschen in dieser Region entdeckt und angenommen, manches Projekt auf den Weg gebracht und Impulse gesetzt für die öffentliche Debatte über eine menschenfreundliche Gesellschaft. Wir waren uns immer darin einig, dass Kirchen und Gewerkschaften einander stärken können und müssen, um Beiträge zu leisten für ein an der Würde der Menschen orientiertes Gemeinwesen und im Widerstand gegen Ungerechtigkeiten.
Darüber hinaus war Uwe Polkaehn ein Mensch, der die schönen Seiten des Lebens zu genießen wußte: ich werde nie vergessen die Stunden an gut gedeckten Tischen, in denen wir einander freundschaftlich nahe waren und unsere Dankbarkeit haben ausdrücken können für die Gemeinschaft und das Miteinander und den Reichtum, der uns anvertraut und geschenkt war und ist. Ich habe Uwe Polkaehn kennengelernt als ein Mensch, der mit allen Sinnen dem Leben zugewandt lebte, voller Optimismus und kraftvoll. Ich werde ihn nicht vergessen. Wir haben uns oft ausgetauscht über den Glauben der Christen und das, was wir für wahr erkannt haben. Und als Christ glaube ich, dass Uwe Polkaehn aufgehoben ist im Frieden, für den er gekämpft hat. Er ist gegangen, und bleibt zugleich mit allem, was er gewesen ist und gelebt hat.
Ich wünsche seiner Familie und allen, die Uwe Polkaehn nahe waren, Trost und Gewissheit – und guten Mut für das Vertrauen in des Lebens Kraft, die der Tod nicht auslöschen kann.